Salix

Salix

Ein Baum steht Pate für den Gedanken der Nachhaltigkeit

Weiden sind eine eigene Pflanzengattung mit dem botanischen Namen „Salix“ und umfassen ungefähr 450 verschiedenen Arten von Weidengewächsen, vom kleinen Strauch bis zum hohen Baum. „Den Weidenbaum“ gibt es also nicht, Weiden sind enorm vielfältig. Diese Vielfältigkeit sehen wir auf den verschiedensten Ebenen. Als Vereinsname steht Salix für die biologische Vielfalt, an deren Schutz wir uns durch unsere Arbeit im und mit dem Verein beteiligen, gleichwohl steht es auch für die Vielfalt und unterschiedlichen Stärken verschiedenster Menschen. 

Dementsprechend ist das Verbreitungsgebiet der Weiden auf der Erde groß – durch Anpassung an verschiedene Lebensräume und eine gute vegetative Vermehrung schaffen sie es, fast überall zu wachsen und zu gedeihen. Sie sind oft Pioniergehölze, die gleichzeitig wieder Lebensraum für andere Pflanzen und Tiere schaffen. Dieses Bild des kräftigen Wachstums und der Unverwüstlichkeit wünschen wir uns für den Impuls zu einem nachhaltigen Leben. Nicht nur gedanklich, sondern für jeden Menschen konkret passend und aktiv umsetzbar, dass es Wurzeln schlagen kann und wir gemeinsam als Menschheit die Grundlage schaffen für einen gesunden Planeten als Lebensraum für alle Tiere, Menschen und Pflanzen. Und für kommende Generationen. 

Zudem hat die Weide schon seit langen Zeiten eine weitreichende Verwendung. In der Medizin wurden die Weiden in vielen Kontinenten und seit langen Zeiten zur Heilung aller möglichen Zustände verwendet, vom Fiebersenken bis zur Verdauungserkrankung, zur Entzündungshemmung, bei Hautleiden und vielem mehr. Auch heute noch verwendet man „Acetylsalicylsäure“ – ein Derivat des Salicins der Weide: es steckt in unserem allseits bekannten Aspirin. Es wirkt schmerzlindernd, entzündungshemmend und antirheumatisch. Spirituell waren Weiden dem Mond und dem Wasser zugeordnet, eng verbunden mit weiblichen Zyklen und damit Torhüter an den Schwellen zu Geburt und Tod. Alten Legenden zufolge war die Weide der Göttin Iduna geweiht, der Göttin der ewigen Jugend. Die Biegsamkeit der Weiden steht hier symbolisch für eine sanfte Stärke – ein Ast, der sich biegt, bricht nicht im Sturm. 

Diese Biegsamkeit und ihr kräftiges Wachstum hat die Weide auch zu einem der wichtigsten Kulturbäume gemacht: Einfriedung von Gelände als Heckenpflanze – mit solch schnell wachsenden Hecken konnte man auch seine Tiere einzäunen oder Zäune aus den geschnittenen, gerade gewachsenen Ästen machen. Gleichzeitig boten die schnell ausschlagenden Triebe eine gute Quelle für Viehfutter. Da die starken Triebe der Weiden schnell und kräftig nachwachsen, wenn man sie schneidet, wurden ihre Äste und Zweige für alles Mögliche verwendet: Flechtwände zur Ausfachung von den alten Fachwerkhäusern, der Weidenbast sogar für Seile und Fischernetze. Besonders bekannt sind die Kopfweiden, die extra zu dem Zweck gepflanzt wurden, um jedes Frühjahr geschnitten zu werden. Die ausgeschossenen Triebe wachsen so gerade, dass man aus der Ernte des Schnittguts Körbe für alle möglichen Verwendungen und in allen Größen flechten konnte und auch noch heute könnte. Die meisten Aufbewahrungskörbe und Haushaltskörbe bestehen heute allerdings aus Plastik. Früher waren Weidenkörbe und Körbchen überall im Alltag zu finden. 

Heilsam, nützlich, vielfältig und schön – das sind die Weiden. Und über Jahrhunderte nachhaltig, denn gleichzeitig mit der reichhaltigen kulturellen Nutzung schafft dieser Baum Lebensraum, strukturiert Landschaft und ist ein Pionier in einer sanften Landnutzung. Welcher Baum könnte da besser Pate stehen für unser Vorhaben, unsere Verflechtungen mit der Umwelt nachhaltiger zu gestalten?